
Wikingermarkt in Jork
Mehr als 400 Wikinger zeigten in authentischer Kulisse Schaukämpfe, frühmittelalterliches Handwerk und ihren Alltag wie vor 1.000 Jahren.
Wikingertage im Alten Land
Jedes Jahr im Mai eroberten fast 500 Wikinger das Alte Land. Ihre rund 200 Zelte schlugen sie um eine historische Ringburg mit Holzpalisade auf, die einst eigens für die Wikingertage Jork errichtet worden war. Die Festwiese am Yachthafen in JorkNeuenschleuse verwandelte sich für vier Tage in ein echtes Wikingerdorf. Authentisch gekleidet wie Wikinger in der Ära um 1.000 n. Chr. gingen die Nordmänner und -frauen ihrem frühmittelalterlichen Alltag nach. Damit begeisterten sie jedes Jahr Tausende von Besuchern. 2018 zum Beispiel lockte der Wikingermarkt rund 8.000 interessierte Gäste nach Jork.
Neben Wikingern aus Deutschland stammten die Darsteller im Wikingerdorf aus aller Herren Länder. Sie kamen aus Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, England, Polen, Frankreich, Russland, Slowenien, Tschechien und manchmal sogar aus den USA. Mittlerweile war der Wikingermarkt in Jork einer der größten Frühmittelaltermärkte in Europa.
Buntes Markt- und Lagertreiben
Händler und Seefahrer, manchmal sogar aus dem fernen Orient angereist, boten auf dem Wikingermarkt in Jork ihre oft selbst gefertigten Schmuckstücke, Trinkhörner, Wikingerhelme, Kettenhemden, Felle, Kleidung, historische Waffen und Werkzeuge feil. Geschickte Handwerker führten ihre Gewerke wie zum Beispiel Schmiedearbeiten vor und erklärten die althergebrachten Techniken. Sklaven wurden verschachert, Ziegen grasten in einem Gehege. Der Geruch von vielen Lagerfeuern lag in der Luft. Alles sollte möglichst authentisch sein. Fragen waren dabei vom Wikingervolk ausdrücklich erwünscht. Die Darsteller vor Ort beantworteten sie alle – unter anderem auch die, weshalb Wikingerhelme in Wirklichkeit gar keine Hörner hatten.
Kinder liebten das Wikingerleben
Für Kinder war der Wikingermarkt in Jork ein großartiges Mittelalter-Abenteuer. Sie konnten Ponyreiten oder Schifffahren oder sich beim Bogenschießen mit dem traditionellen Langbogen ausprobieren. Zwischendurch wurde ein Stockbrot über einem offenen Feuer geröstet. Dann ging es weiter auf die Drachenboote, mit denen Familien das alte Hafenbecken entdecken konnten. Die etwas größeren Wikinger durften sich auch noch im Armbrustschießen und Axtwerfen versuchen. Für Kinder bis Schwertmaß (ca. 90 cm) war der Eintritt frei.
Rauhes Wikingerleben: Kämpfe Mann gegen Mann
Ein von Groß und Klein besonders heiß erwarteter Höhepunkt auf dem Wikingermarkt Jork war das Spektakel rund um die Kampfvorstellungen: Grimmig dreinschauende Männer, mit langen wilden Bärten und zum Teil mit kriegerischen Tätowierungen, standen sich als Gegner Auge in Auge gegenüber. Auf ein Zeichen hin stürmten sie mit viel Gebrüll ins inszenierte Schlachtgetümmel. Wie vor 1.000 Jahren wurden Äxte und Schwerter geschwungen. Authentische Schilde, Lederrüstungen, Kettenhemden und Wikingerhelme schützten vor den Attacken des Gegners. Die Luft war erfüllt vom Klirren und Krachen der aufeinanderschlagenden Waffen, vom Brüllen und Schnaufen der schwitzenden Nordmänner. Wenn der Kampf schließlich zu Ende war, verließen die Sieger jubelnd das Schlachtfeld. Zum Glück war alles nur gespielt, was der Zuschauer dank der überzeugenden Darsteller auch mal schnell vergaß.
Essen, Trinken und Feiern wie die Wikinger
Kulinarisches gab es auf dem Wikingermarkt in Jork ebenfalls viel zu entdecken. Wobei die harten Nordmänner und ihre Familien offenbar vor allem eines bevorzugten: Fleisch, Burger, Wild und Wurst – oft in Bioqualität. Im Unterschied zu den historischen Vorbildern, von denen es hieß, dass sie beim Essenkochen eher keine Heldentaten vollbrachten, legten die modernen Wikinger Wert auf schmackhafte Mahlzeiten. Die frühmittelalterlichen Nordeuropäer ernährten sich dagegen hauptsächlich von Getreidebrei.
Wikinger waren für ihre wilden Trinkgelage berüchtigt. Um einen geschmacklichen Eindruck von den gängigsten Getränken zu erhalten, konnten Gäste auf dem Wikingerfest in Jork Met, den berühmten Honigwein, und Wikingerbier probieren.
Im Gegensatz zum gängigen Vorurteil waren die Wikinger keine kulturfernen Barbaren. Unter ihnen gab es erstaunlich wenige Analphabeten, wie Runeninschriften selbst in bäuerlichen Anwesen bezeugten. Und sie liebten Musik. Wikinger-Bands mit ihren historischen Instrumenten sorgten daher auch auf dem Wikingermarkt in Jork für ausgelassene Stimmung.
Authentisches Wikingerleben des Frühmittelalters
Die authentische Darstellung des Wikingerlebens vor rund 1.000 Jahren lag dem Veranstalter, der Wikingergesellschaft Jork, ganz besonders am Herzen.
Historische Wirklichkeit: Der hohe Anspruch der Wikingergesellschaft Jork
Waffen, Werkzeuge und Kleidung entsprachen in Stil und Machart dem, was Wikinger, Slawen, Normannen und Sachsen im 7. bis 11. Jahrhundert tatsächlich getragen hatten. Ein historisches Kostüm konnte dabei schon mal 35 Kilo wiegen. In die Szene der Wikinger-Zeitperiode des nordeuropäischen Raumes passten übrigens auch orientalische Händler und Sklaven, denen der Besucher auf dem Wikingermarkt daher durchaus begegnen konnte.
Kein Platz für Elfen und Drachen
Wer sich als Wikinger auf dem Gelände der Wikingertage bewegen wollte, ob als Darsteller oder Besucher, sollte sich genaustens an die vom Veranstalter geforderte historische Kleiderordnung halten. Um den Markt nicht in der authentischen Darstellung zu verfälschen, behielt sich die Wikingergesellschaft Jork nämlich vor, gewandete Personen in Fantasie- oder historisch inkorrekter Kleidung abzuweisen (dies galt nicht für Kinder). Elfen und Drachen suchte man daher vergebens. Nicht authentisch waren im Übrigen auch Wikingerhelme mit Hörnern, die es so in der Zeit gar nicht gegeben hatte. Und warum das so war, erklärte gerne der Wikinger des Vertrauens auf den Wikingertagen.
Harte Arbeit und viel Liebe zu historischen Details
Um die Besucher noch realistischer auf die Zeitreise mitzunehmen, schüttete die Wikingergesellschaft Jork vor einigen Jahren in etlichen Stunden Arbeit einen Ringwall auf und schlug Baumstämme für eine Ringburg in den Boden. Die Ringburg beeindruckte mit einem Durchmesser von 30 Metern und einer Höhe von etwa 2,50 Metern. Die Wikinger errichteten zudem ein neues Bootsgrab mit dicken Findlingen, bauten einen größeren Schiffsanleger und hoben einen neuen Entwässerungsgraben aus.