Sturmfluten im Alten Land

Wasser gibt es im Alten Land reichlich - allein durch die Flüsse. Es ist nützlich. Es kann aber auch zur Bedrohung werden durch Sturmfluten.

Bauten die holländischen Siedler im Alten Land nicht nur ein ausgeklügeltes Entwässerungssystem, sondern auch Deiche als Überschwemmungs-Schutz, konnten sie der Naturgewalt Sturmflut jedoch nicht vollends Einhalt gebieten. Verzeichnet sind unter anderem die Julianenflut Mitte des 12. Jahrhunderts, die Allerkindleinsflut Mitte des 13. Jahrhunderts, die Cäcilienflut Anfang des 15. Jahrhunderts, die Allerheiligenflut Mitte des 16. Jahrhunderts, die Mai- und die Katharinenflut und die Maiflut im 17. Jahrhundert.

Das 18. und 19. Jahrhundert wurden auch nicht verschont von Überschwemmung und Deichbruch. Noch einmal ganz dramatisch wurde es im Februar 1962: Diese Sturmflut wird vor allem mit Hamburg in Verbindung gebracht, weil die Hansestadt am stärksten betroffen war. Doch das Alte Land wurde nicht verschont: Dort brachen die Elbdeiche an mehreren Stellen und der Lühedeich. Insgesamt 315 Menschen starben durch die 1962er Sturmflut, 13 Todesopfer gab es allein in Neuenfelde.

Eine Folge der wiederkehrenden Naturgewalt: Die Vergrößerung von bestehenden und der Bau von neuen Deichen. Nach der Sturmflut 1962 wurde erst recht der Elbdeich deutlich höher, breiter und in anderer Linie als vorher angelegt. Der Sturmflut im Jahr 1976 hielt er stand. Und das, obwohl sie für Hamburg einen um 0,75 Meter höheren Pegelstand als die im Jahr 1962 brachte.

Für das Alte Land hatte der neue Elbdeich ganz eigene Vorteile: Die Ausweisung neuer Baugebiete und die Investition in Lagertechnik auf den Obsthöfen. Als zweckmäßig erwies sich auch, auf eine enge Bedeichung von Flussläufen zu verzichten. So bei der Lühe geschehen: Ein Teil ihres Deiches wurde zum Land hin versetzt, sie erhielt mehr Platz zum Fließen und sie bekam eine Überflutungsfläche zurück – eine Funktion, die seit jeher Auen haben.

Aktuelle Überlegungen in Sachen Deiche beziehen sich auf eine weitere Vertiefung der Elbe, um noch größeren Schiffen die Zufahrt zum Hamburger Hafen zu ermöglichen, und auf den Klimawandel inklusive des zu erwartenden Meeresspiegel-Anstiegs.

Wann wie hoch das Wasser im Alten Land bei Sturmfluten stand, weisen die Flutdenkmale im alten Wischer Hafen sowie in Neuenschleuse auf. An den Masten hängen Schilder, auf denen die jeweiligen Ziffern abzulesen sind.