Die Zweite Meile

Die Zweite Meile liegt im Alten Land zwischen den Flüssen Lühe und Este. Ihre Besonderheiten sind unter anderem: die Windmühle Aurora, der Gräfenhof, in dem bereits Elton geheiratet hat, sowie der Lühe-Anleger.

Die Zweite Meile des Alten Landes, die sich von der von der Lühe bis zur Este erstreckt, hat so ihre Merkmale:

Neuenkirchen liegt südlich von Mittelnkirchen und vom Guderhandviertel. Der Ort hat einen Politiker hervorgebracht, einen Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates (1949 bis 1955) und einen niedersächsischen Ministerpräsidenten (1955 bis 1959): Heinrich Peter Hellwege. Sein Elternhaus hat die Adresse Dorfstraße 56. Mittlerweile ist das Gebäude Dorfgemeinschaftshaus.

Mittelnkirchen liegt zwischen Stein- und Neuenkirchen, weswegen der Ort wohl auch die Bezeichnung „Mitteln“kirchen hat. In Mittelnkirchen steht die St.-Bartholomäus-Kirche, die erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts erwähnt wurde. Für sie hat der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger eine Orgel gefertigt. Eine Kunstgalerie hat der Ort ebenfalls aufzuweisen.

Lühe gehört als Dorf zwischen den beiden Flüssen Elbe und Lühe zum Ortsteil Borstel in der Einheitsgemeinde Jork. Von Lühe aus startet am Lühe-Anleger die Lühe-Schulau-Fähre mit Namen „Dat Ole Land II“. Seit 2012 ist sie es, und seit 1918 verkehrt überhaupt eine Fähre zwischen den beiden Orten an der Elbe. „Dat Ole Land II“ hält auf der anderen Seite der Elbe in Schulau – ein Ortsteil der Stadt Wedel im schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg – am Anleger „Willkomm-Höft“. Von dort bringt sie ihre Passagiere auch zum Lühe-Anleger (zurück).  Der wird oft und gerne von motorisierten Ausflüglern als Verweilort angesteuert, um riesige Containerschiffe, kleine Segelboote und andere Wasserfahrzeuge zu beobachten und um eine Kleinigkeit an einem der Imbissstände zu vertilgen. Bis 2010 hatte Lühe seinen Leuchtturm Mielstack in Funktion, der 1907 als Unterfeuer eingeweiht worden war. Dann war Schluss. Ersetzt wurde er durch das Unterfeuer Somfletherwisch. Mit seinem Oberfeuer bildet es das Richtfeuer für die Schiffe. Deren Besatzung wird sicheres Fahrwasser angezeigt, wenn Ober- und Unterfeuer in Deckpeilung, also auf einer Linie, sind. Ersetzt wurde auch die Dampferbrücke über der Lühe – durch das Lühe-Sperrwerk. Das ging 1968 in Betrieb und erhielt 1982 eine Klappbrücke im Austausch gegen die Rollbrücke. Der stillgelegte Leuchtturm Mielstack wird jetzt als Wohnhaus genutzt.

Ladekop ist eine Marschhufen-Siedlung, die von der Straße Jorkerfelde – zwischen Jork und Neukloster – in Wester- und Osterladekop geteilt wird. Sie ist ein Ortsteil von Jork. Die Endung „kop“ in den Ortsbezeichnungen lässt sich zurückführen auf die holländischen Kolonisten, die das Alte Land urbar machten. „kop“, im Holländischen „cop“, heißt kaufen. Die Häuser Ladekops stehen entlang der rund vier Kilometer langen Straße, die östlich der Straße Jorkerfelde mit Osterladekop und westlich davon mit Westerladekop benannt wurde. Am Westende gibt es eine Kunstgalerie.

Königreich war bis 1972 selbstständige Gemeinde, ist nun ein Ortsteil von Jork. Königreich profitierte einst sehr vom Ziegeleiboom im Alten Land. Grund für den war der Bedarf der Hamburger. Die brauchten nach dem großen Stadtbrand Mitte des 19. Jahrhunderts einfach viele Backsteine für den Wiederaufbau ihrer Häuser. Königreich war einer der bedeutendsten Altländer Orte für die Ziegelproduktion. Lange nach dieser Zeit zog es einen Maler des Impressionismus an die Este: Julius Wohlers. Bis zu seinem Tode im Jahr 1953 lebte er dort. Ein Teil seines Werkes ist in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

Estebrügge ist eine Deichhufen-Siedlung – und ein Ortsteil von Jork. Sie liegt am Übergang zur Dritten Meile und hatte mit ihrer Holländer-Zugbrücke – Brügge bedeutet ja auch Brücke – einstmals die einzige Querungshilfe über die Este. Was dem Ort zu Wohlstand verhalf. Er hatte früher zudem das einzige Kirchspiel, den einzigen Pfarrbezirk, an der Este – mit der Kirche St. Martini. Die Häuser des Ortes sind auf den Deich gebaut worden. Eine Sammlung geschichtsträchtiger Gegenstände sind in dem Privatmuseum am Steinweg 7 zusammengetragen. Verewigt hat sich der Künstler Carsten Eggers im Ortskern von Estebrügge. Der gebürtige Stader schuf die Skulptur „Der Schiffer“.

Jork in der Zweiten Meile ist eine Gemeinde im niedersächsischen Landkreis Stade. Ihre Ortsteile sind Borstel, Estebrügge, Gehrden, Hove, Königreich, Ladekop, Moorende. Jork begann als Marschhufendorf und ist das Zentrum des Alten Landes. Das heutige Rathaus war früher einmal der Gräfenhof. Für die Restaurierung des Gebäudekomplexes hat die Gemeinde den „Europa-Nostra-Preis“ bekommen, eine europäische Auszeichnung für bedeutende Leistungen beim Erhalt von Kulturerbe. Im Trauzimmer des Rathauses haben sich schon Otto Waalkes und Eva Hassmann das Ja-Wort gegeben sowie Alexander Duszat, alias Elton, und Yvonne Margowski. Jork hat eines der ältesten Häuser des Alten Landes: Die einstige Landesstube aus dem Jahr 1658. Dort tagte unter anderem das Oberste Gericht. Heute wird es als Bücherei genutzt. Doch befindet die sich nicht an der Stelle, an der das Gebäude im 17. Jahrhundert hochgezogen worden war. Wegen einer Straßenverbreiterung musste es weichen. Und zwar sieben Meter, geschehen von 1929 bis 1932. Jork soll zudem die älteste Fleischerei Norddeutschlands haben: Die Fleischerei Röhrs, die seit mehr als 300 Jahren Bestand hat. Über die Vergangenheit des Alten Landes ist im Museum Altes Land reichlich Material ausgestellt. Die Exponate sind untergebracht im ehemaligen Kohlmeier‘schen Hof. Der war in Zusammenarbeit zwischen neuer Besitzerin – die Altländer Sparkasse – und alter Besitzerin – die Gemeinde Jork – für die Museumsnutzung hergerichtet worden. Zum Thema Obst hat Jork selbstverständlich einiges zu bieten: Immer am ersten Maiwochenende wird seit 1981 das Blütenfest gefeiert, bei dem die Altländer Blütenkönigin zu krönen ist. Über Obstbau können sich Besucher am Westerminnerweg informieren – auf dem Obstlehrpfad.

Borstel ist ein Ortsteil der Gemeinde Jork im niedersächsischen Landkreis Stade. Das Dorf Lühe weiter nordwestlich gehört zu Borstel. Herausragende Gebäude der Größe wegen sind der Glockenturm der St.-Nikolai-Kirche – sein Abstand zum Gotteshaus beträgt rund einen Meter – und die Windmühle Aurora aus dem Jahr 1856. Seit 1961 nicht mehr in Betrieb, wurde der restaurierte Galerieholländer 1985 öffentlich zugänglich. Herausragendes Gebäude des Alters und des Zustands wegen ist der Wehrt’sche Hof. Er ist der einzige Herrensitz im Alten Land aus dem 17. Jahrhundert, der rundum erhalten ist. Gut gehegt ist auch die Annemarie, eine sogenannte Tjalk. Das Segelschiff mit flachem Boden gehört dem Verein Borsteler Hafen. Es ankert im Museumshafen von Borstel. Nördlich von Borstel befindet sich das Naturschutzgebiet „Borsteler Binnenelbe und Großes Brack“ mit naturnahen Auwaldresten des Alten Landes und Röhrichtbeständen.

Gehrden ist ein Ortsteil der Gemeinde Jork. Ein Beleg für die Baukunst im Alten Land stellt das Haus mit der Kennung Gehrden 81 aus dem Jahr 1716 dar: Buntmauerwerk, Brauttür mit Oberlicht, dreifach auskragender, also vorspringender Giebel.

Cranz war 1937 auf Grundlage des Groß-Hamburg-Gesetzes der Hansestadt zugeschlagen worden. Damit hat der Ort ein Alleinstellungs-Merkmal in der Zweiten Meile. Er ist heute ein Ortsteil von Neuenfelde, das zur Dritten Meile gehört. Cranz hat nur vier Straßen und war Sitz der Bootswerft Hamburg-Cranz – gegründet 1868, stillgelegt 1992. Und er war Sitz der ältesten Werft Norddeutschlands – von 1635 bis 2009 im Besitz der Familie Sietas. 2014 wurde die Sietas Werft GmbH von der Open JSC Pella Gruppe aus St. Petersburg übernommen und firmiert seit 2014 unter Pella Sietas GmbH. Nicht mehr in Cranz ist die Seefahrtschule, schon lange nicht mehr. Sie zog 1851 nach Grünendeich in die Erste Meile um und ist heute das „Haus der Maritimen Landschaft Unterelbe“.

Mit der Fähre der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG können Einheimische und Gäste zwischen Cranz, Neuenfelde und Hamburg-Blankenese pendeln. Apropos Neuenfelde: Nach der Sturmflut von 1962, die Hamburg, dem Alten Land und speziell auch Cranz arg zugesetzt hatte, bekam der Ort ein Sperrwerk zur Sturmflut-Sicherung. Im Jahr 2000 wurde dann das alte Este-Sperrwerk durch ein neues ersetzt.

Übersicht